Johann David Heinichens Traktat „Der General-Bass in der Composition“ (1728) und seine Anwendung in der Praxis
In meinem künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungsvorhaben beschäftige ich mich mit Johann David Heinichens monumentalem Werk „Der General-Bass in der Composition“ in der erweiterten Fassung von 1728. Der Zugang zu diesem Traktat ist aufgrund seines Umfangs und des Fehlens einer modernen Edition erschwert, auch liegt bis dato keine vollständige englische Übersetzung vor. Die internationale Rezeption dieses Werks – vor allem im Bereich der Anwendung in Unterricht und Praxis – fällt geringer aus als bei einer so wichtigen Quelle zu erwarten wäre.

Heinichen unterscheidet immer wieder explizit zwischen einer praktischen und einer theoretisch-komponierenden Herangehensweise, wenn er sich an Continuo-Spielende bzw. Komponierende wendet. Mit einer schrittweise aufgebauten Anleitung zur Aussetzung einer Kantate von Alessandro Scarlatti bietet er im zweiten Band des Traktats beispielsweise eine stark praktisch-orientierte Vertiefung.
Das Ziel meines Projekts ist, mir das Material Heinichens so zu eigen zu machen, dass ich Generalbass-Aussetzungen stilistisch orientiert, aber quasi improvisierend realisieren kann.
Zentrale Forschungsfragen dabei sind: Wie gehe ich mit dem Spannungsfeld Notation – Improvisation im Generalbass-Spiel um? Welchen schöpferischen Eigenanteil lassen die Generalbass-Aussetzungen unter welchen Bedingungen zu?
Des Weiteren suche ich Wege, Heinichens Anweisungen in kreativer Weise zu vermitteln und mit musiktheoretischen Prinzipien zu verknüpfen. Als Ergebnis dieser Beschäftigung ist eine praktische Anleitung für Generalbass-Aussetzungen im Stil Heinichens geplant, die zu einer breiteren, differenzierteren Rezeption dieser Quelle beitragen soll.
Erstbetreuerin: Univ. Prof.in Dr.in Anne Marie Dragosits, ABPU
Zweitbetreuer: Univ. Prof. Mag. Dr. Markus Grassl, mdw
Biografie
Alexandra Helldorff (* 1986 Jaroslawl, Russland) ist Dirigentin, Cembalistin, Pianistin, Chor- und Ensembleleiterin. Mit fünf Jahren erhielt sie ihren ersten Klavierunterricht an der Musikschule ihrer Heimatstadt; 1999 zog sie mit ihrer Familie nach Österreich.
Alexandra begann ihre Ausbildung (Dirigieren bei Tito Ceccherini und Klavier bei Bozidar Noev) am Tiroler Landeskonservatorium in Innsbruck; parallel dazu fing sie ein umfangreiches Musikstudium an der Universität Mozarteum in Salzburg an, wo sie Klavier bei Karl-Heinz Kämmerling und Alexei Lubimov, Chordirigieren bei Karl Kamper und Orchesterdirigieren bei Dennis Russell Davies belegte. Es folgten weitere postgraduale Lehrgänge bei Reinhard Goebel auf dem Gebiet der Historischen Aufführungspraxis, bei Hans Graf im Dirigieren sowie ein Cembalo- und ein Doktoratsstudium bei Anne Marie Dragosits an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. Wichtige Impulse erhielt die Künstlerin zudem von Margit Legler im Bereich der Historischen Schauspielkunst.
Für ihre ausgezeichneten Erfolge im Studium wurde ihr die Bernhard-Paumgartner-Medaille von der Stiftung Mozarteum verliehen. Neben zahlreichen Auftritten als Pianistin im solistischen wie kammermusikalischen Bereich dirigierte sie u. a. das Ensemble der Universität Mozarteum, die Bad Reichenhaller Philharmonie und ihr eigen gegründetes Ensemble SÆSCH. Weitere Konzerte und Radiomitschnitte spielte sie mit den Wiener Philharmonikern, dem Orchester und Chor des WDR, dem hr-Sinfonieorchester, dem Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele sowie der Bayerischen Kammerphilharmonie.