Semantische Potenziale der Harmonik im Film Hollywoods zwischen 1970 und 2000

Filmmusik ruft je nach Handlungskontext überindividuelle Assoziationen hervor. Im Rahmen der Enkulturation erwerben Kinder unbewusst ein Verständnis der Bedeutungsebene von Musik in verschiedenen Kontexten. Im Film geschieht dies beispielsweise durch die wiederholte Paarung musikalischer Stereotype, Klischees oder Konventionen mit spezifischen außermusikalischen Reizen.

@ Reinhard Winkler

In dieser Arbeit konzentriere ich mich auf die semantischen Muster und Potenziale von Musik im Film Hollywoods zwischen 1970 und 2000 durch die Zuordnung harmonischer Kategorien zur Bildebene. Bisher liegt ein Korpus von 500, harmonisch eindeutig kategorisierbaren Filmmusikpassagen mit der Länge von 15-60 Sek vor. Mithilfe von MaxQDA werden die Musikbeispiele erfasst und quantitativ sowie qualitativ ausgewertet. Zusammengefasst ergeben sich folgende Fragen:

Welche Harmonien nutzen die Komponist:innen im Hollywood-Kino (1970–2000)?

Wie lässt sich diese Harmonik theoretisch erfassen und kategorisieren?

Wie lassen sich die harmonischen Kategorien den Bildinhalten zuordnen?

Welche semantischen Muster und Potenziale gibt es?

In den meisten Studien wurde bisher möglichst emotional gegensätzliche Musik verwendet, um beträchtlich große Unterschiede in den durch die Musik ausgelösten Bedeutungen zu erzeugen (z. B. die gleiche Melodie im Dur- und Moll-Modus). In meinem Dissertationsvorhaben werde ich harmonische Kategorien auf ihre semantischen Potenziale hin untersucht. Welche Art von Szene wird von welcher Art von Musik begleitet, und wie lassen sich daraus semantische Potenziale erkennen? Ziel ist es, einen systematischen, empirisch abgesicherten Überblick über die Harmonik der Filmmusik und deren Zuordnung zur Bildebene zu schaffen.

Erstbetreuerin: Univ. Prof. Dr. Markus Neuwirth, ABPU 
Zweitbetreuerin: Univ.-Prof. Dr. Nils Grosch, Kunstuniversität Linz

Biografie

Oliver Schmellenkamp absolvierte sein Studium an der Musikhochschule Köln bei renommierten Dozenten wie Bill Dobbins, Andreas Lonardoni und Frank Haunschild und schloss dieses im Jahr 2001 erfolgreich ab. Heute ist er Universitätsprofessor und Institutsleiter für Medienmusik an der Jam Music Lab University in Wien. Seine Schwerpunkte umfassen Filmmusik, Game Audio und Musikproduktion.

Seit über zwei Jahrzehnten ist Schmellenkamp als Komponist und Sounddesigner für namhafte Kunden wie Coca-Cola, Boss, McDonald's, ZDF, Netflix, National Geographic und viele weitere tätig. In dieser Zeit hat er an mehr als 200 Videospielen, Filmmusiken und Werbeproduktionen mitgewirkt. Ein besonderer Fokus liegt auf der Komposition und dem Sounddesign für Computerspiele. Darüber hinaus ist er als Komponist für die Universal Edition in Wien tätig.

Neben seiner Lehrtätigkeit und der Leitung seines Instituts widmet sich Schmellenkamp der Forschung zur Harmonik in der Filmmusik. Aus ersten Ergebnissen hat er eine Masterclass entwickelt, die online verfügbar ist. Seine Dissertation, die er an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien begann, führt er aktuell an der Anton-Bruckner-Universität in Linz fort.

Weitere Informationen finden Sie auf seiner Homepage: www.oliverschmellenkamp.com