Der Name des Preises verweist auf August Humer, der bereits zu Zeiten des Bruckner-Konservatoriums Grundsteine für Forschung in Verbindung mit der praktischen Ausübung von Kunst legte und somit als Vorreiter Generationen von Studierenden für die Entwicklung und Erschließung der Künste begeisterte. Heute sind Forschung und forschungsgeleitete Lehre Kernaufgaben der Bruckneruniversität.
Preisträger*innen 2025
Jacqueline Lopez (PMA Tanzpädagogik): Applications and Strategies for Relevant and Optimized Training for Mixed Repertoire Dance Companies
Lukas Wolf (KMA Violine): Lachenmanns Melodien – My Melodies August-Humer-Masterpreise 2025
Der Jury gehörten an:
- Prof. Matthias Giesen (Anton Bruckner Privatuniversität, Linz)
- Prof.in Dr.in Frauke Jürgensen (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien)
- Prof. Dr. Markus Neuwirth (Anton Bruckner Privatuniversität, Linz)
- Prof. Dr. Hans Georg Nicklaus (Anton Bruckner Privatuniversität, Linz)
- Prof.in Dr.in Stephanie Schroedter (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien)
Begründungen der Jury zu den ausgewählten MA-Arbeiten:
Lukas Wolf (KMA Violine): Lachenmanns Melodien – My Melodies
Die mit dem August-Humer-Preis 2025 prämierte Masterarbeit von Lukas Wolf ist insofern eine Pionierarbeit, als sie sich mit einem erst 2023 komponierten Werk, nämlich My Melodies, einem mit 45
Minuten Dauer besonders umfangreichen Orchesterwerk für 8 Hörner und Orchester von Helmut Lachenmann in beeindruckender analytischer Tiefe auseinandersetzt. Lachenmanns eigene ästhetische Positionierung im Umgang mit der im weitesten Sinne tonal geprägten Musiktradition sowie die von ihm selbst entwickelte Klangtypologie bilden die Basis der von Lukas Wolf vorgelegten Analyse. Die Arbeit gewährt ausführliche Einblicke in die bestehende musikanalytische Literatur zu Lachenmanns Werk. Wenngleich die Auseinandersetzung mit dem Forschungsstand durchaus kritischer hätte ausfallen dürfen, so vermag die nachfolgende Übertragung der existierenden Analyseansätze auf My Melodies durch den methodischen Zugriff, die systematische Vorgehensweise und den Detailgrad zu überzeugen. Die Analyse erfolgt konsequent aus einer kognitiven (hörenden) Perspektive, aus der die formalen Entwicklungen der einzelnen Abschnitte des Stückes schlüssig dargestellt und nachvollzogen werden. Die Arbeit von Lukas Wolf besticht neben der akribischen Detailanalyse ebenso durch eine sprachlich klare und präzise Ausdrucksweise und bereichert auf diese Weise maßgeblich den analytischen Diskurs zu Helmut Lachenmanns Musik.
Jacqueline Lopez (MA Tanzpädagogik): Applications and Strategies for Relevant and Optimized Training for Mixed Repertoire Dance Companies
Die ebenfalls mit dem August-Humer-Preis 2025 prämierte Arbeit von Jacqueline Lopez setzt sich eingehend mit der hochgradig relevanten Frage auseinander, welches Training Tänzer*innen aktuell am besten auf ihren Berufsalltag vorbereitet. Die – im Falle von Lopez wohltuend vorsichtige – Beantwortung dieser Frage kommt seitens einer Tanzausbildungs-institution derzeit geradezu einem (kultur-)politischen Bekenntnis gleich, das die Karriere von jungen Tänzer*innen entscheidend beeinflusst. Die Autorin legt in ihrer Studie einen kritisch-differenzierten Umgang mit der einschlägigen Fachliteratur an den Tag und macht deutlich, dass ihre Erörterung durch eine eingehende Tanzpraxis grundiert wird. Zudem vermögen die empirischen Untersuchungen zu überzeugen: die Ergebnisse werden kritisch ausgewertet; keineswegs geht es darum, eine vorgefasste Hypothese (vorschnell) zu belegen. Die Arbeit besticht ferner durch eine sehr gut verständliche, differenziert dargelegte und eloquente Erörterung der zentralen Forschungsfrage. Es ist zu erwarten, dass Tanzausbildungsinstitutionen (soweit sie offen für Veränderungen sind) von dieser aufschlussreichen Studie profitieren werden, wobei ihr Wirkungsradius naturgemäß international ausfallen wird.