Der Vortrag untersucht, welchen Beitrag Filmmusik zur Interpretation eines Films leisten und wie dies methodisch-analytisch erforscht werden kann. Im Fokus steht die Bedeutungsebene der Musik, also ihre Fähigkeit, über bloße Stimmungswirkungen hinaus inhaltliche Hinweise zu geben. Behandelt werden Formen musikalischer Semantik wie Intertextualität, Leitmotivik und der Einsatz von Songs mit Lyrics, die zusätzliche Bedeutungsschichten eröffnen. Anhand von Beispielen vom Stummfilm bis zur Gegenwart wird gezeigt, wann Musik das filmische Geschehen lediglich bestätigt und wann sie neue Perspektiven eröffnet. Ziel ist es, das analytische Potenzial von Filmmusik und ihre Relevanz für das Verständnis von Film sichtbar zu machen.
Frank Hentschel studierte Musikwissenschaft, Philosophie und moderne Literatur in Köln und London und promovierte 1999 am Thomas-Institut der Universität zu Köln. Von 1999 bis 2006 war er am Institut für Musikwissenschaft der Freien Universität Berlin tätig, einschließlich eines Forschungsaufenthalts an der Harvard University. 2006 habilitierte er sich. Nach Professuren in Jena und Gießen ist er seit 2011 Professor für Historische Musikwissenschaft an der Universität zu Köln. Hentschel ist Mitglied der Academia Europaea und der Wissenschaftlichen Akademie Nordrhein-Westfalen; seine Forschungsschwerpunkte umfassen mittelalterliche Musik, Musiktheorie sowie Musik des 19. und 20. Jahrhunderts, besonders Filmmusik.