Das Institut für Alte Musik und Historische Aufführungspraxis verfügt seit einigen Monaten über ein Fadenpendel nach Loulié (Konstruktion und Bau: Carsten Lorenz und Reinhard Czasch). Aus diesem Anlass wurde der Gambist und Cembalist Domen Marinčič eingeladen, am 6.6. im Studio Alte Musik einen ganztägigen Workshop zum Thema Tempomanagement abzuhalten.

Absolute Tempoangaben durch Pendel und Metronom sind fraglos wertvolle Hinweise für die Interpretation, erweisen sich in der Praxis allerdings oft als problematisch. Historische Aufnahmen lassen erkennen, dass Metronomangaben wenig Aussagekraft haben, wenn wir sie getrennt von der dazugehörigen Flexibilität und den Tempoänderungen betrachten. Ähnliche Fragestellungen lassen sich angesichts der Beschreibungen aus früheren Jahrhunderten auch beim Verständnis der frühen Pendelangaben vermuten.

Vor diesem Hintergrund wurde nach den theoretischen Inputs zu den Themen Der Umgang mit der musikalischen Zeit vor und nach der Mechanisierung" und Absolute Tempoangaben aus dem 17. und 18. Jahrhundert" in unterschiedlicher Besetzung mit und ohne Fadenpendel an subtilen Tempomodifikationen gearbeitet.

Domen Marinčič studierte Viola da Gamba, Cembalo und Generalbass in Nürnberg und Trossingen. Er konzertiert in ganz Europa, in Kanada, den USA, China und Vietnam und ist auf rund 40 CD-Aufnahmen für Accent, Aeolus, Arcana, BIS, Brilliant Classics, Harmonia Mundi France, Oehms Classics, Ricercar und Sony/DHM zu hören. Er präsentierte seine Forschung auf internationalen Symposien in Slowenien, Italien, Österreich, der Schweiz, Großbritannien und den USA. Er hielt Vorträge oder Workshops an Konservatorien und Musikhochschulen in Venedig, München, Detmold, Bremen, Freiburg, Basel, Helsinki, Salzburg und Wien. Seit Herbst 2021 ist er Professor für historische Aufführungspraxis an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.

Studium Alte Musik und historische Aufführungspraxis