Performative Sonic Automata - Automatenbau als elektroakustische Kompositionspraxis
Dieses künstlerisch-wissenschaftliche Forschungsprojekt dokumentiert und erforscht „Performative Sonic Automata“ (PSA), automatisierte Musikinstrumenten-Maschinen, die einfache Bewegungen wie Klopfen, Rotation, Reibung oder Vibration ausführen, als integralen Teil kompositorischer Praxis. Das Projekt setzt sich zum Ziel, einen Beitrag zur Beantwortung folgender Frage zu leisten: Wie können kompositorische und wahrnehmungsbezogene Theorien und Praktiken der elektroakustischen Musik wie Annette Vande Gornes Theorie der „Energie-Bewegung“, Denis Smalleys ‚Spektromorphologie‘ und Guy Rebels „Play Sequence“ für Konstruktion, Verstärkung und Analyse elektromechanischer performativer Klangautomaten nutzbar gemacht werden?
Im Rahmen des Projekts untersuche ich, wie sich Konzepte aus Vande Gornes Ansatz der Energie-Bewegung auf Automatisierungssteuerungen von PSA sowohl im Hinblick auf Hardware als auch Software anwenden lassen. Ebenso werde ich Denis Smalleys Konzept der „Spektromorphologie“ anwenden, um jene Automatisierungssteuerungen von PSAs zu gestalten, die die Entwicklung ihrer spektralen Klangformen in der Zeit beeinflussen. Zu diesem Zweck werde ich Spektrogramme jener Klänge analysieren, die durch Verwendung unterschiedlicher Automatisierungsparameter und Mikrofonierungen entstanden sind.
Im Rahmen des Projekts werde ich ein konzeptuelles Toolkit einrichten und zugänglich machen, das über jene Parameter informiert, die beim Bau von elektroakustischen Musikautomaten im Hinblick auf spezifische elektroakustische Theorien und Praktiken zu berücksichtigen sind. Es dokumentiert Methoden des Komponierens mit solchen Automaten und Forschungen dazu, wie deren Klang vor dem Hintergrund dieser Theorien wahrgenommen wird. Es eröffnet so neue Anwendungsfelder für traditionelle elektroakustische Theorien und erweitert den konzeptionellen und kompositorischen Rahmen für die künstlerische Arbeit mit musikalischen Automaten.
Erstbetreuer: Univ. Prof.Dr. Volkmar Klien, ABU
Zweitbetreuer: Prof.in Dr.in Cathy van Eck, HKB
Biografie
Kinda Hassan ist eine in Paris lebende Komponistin und Künstlerin, die mit Ton, Video, Kunsthandwerk und Softwareprogrammierung arbeitet. Sie wurde in Beirut geboren, wo sie bis 2013 arbeitete und oft auf lokale soziopolitische Ereignisse reagierte.
Ihre Arbeiten wurden auf verschiedenen Festivals, in Museen und Kunstgalerien gezeigt, darunter das Marseille Résonance Festival (MuCEM), Propagations (GMEM), Le Mans Sonore (Biennale du Mans), Cannes, Berlinale, Oberhausen, Jihlava, Transmediale, La Maréchalerie, Mumok in Wien, Casa Arabe in Madrid und andere Kunsträume, Festivals und Plattformen in Europa, Nordamerika und dem Nahen Osten.
Hassan komponiert häufig ortsspezifische Klanginstallationen, bei denen sie sich auf die Erforschung der Geschichte und Erinnerung des jeweiligen Raums und die Auseinandersetzung mit seiner Gegenwart konzentriert. Sie untersucht auch die Akustik und Resonanzphänomene der jeweiligen Architektur. Als Teil ihrer Forschungs- und Kompositionspraxis baut sie automatisierte elektroakustische Instrumente. In ihrem kompositorischen Prozess erweitert sie nicht die Anzahl der Instrumente, Aktionen/Gesten oder Arten von Klangmaterialien, mit denen sie arbeitet, sondern beschränkt sich im Gegenteil auf eine begrenzte Anzahl von Klängen. Dies ermöglicht es ihr, tiefer in jeden Klang einzutauchen und alle möglichen Variationen zu erforschen, die sie mit einer Aktion oder einem Klang erzeugen kann.
Hassan erhielt 2007 einen Master-Abschluss in Bildender Kunst von der Lebanese Academy of Fine Arts (ALBA) und 2018 einen Master-Abschluss in Sound Design von der École Supérieure d'Art et de Design (ESAD-TALM) in Le Mans. Sie hat als Sounddesignerin und Komponistin an zahlreichen Video-, Film- und Performance-Projekten mitgewirkt.